Neuro Praxis Düsseldorf

Schwitzen als neurologisches Symptom: Zu viel oder gar nicht mehr?

Die Funktion des Schwitzens und die kleinkalibrigen Nervenfasern (Small Fibres)

Das Schwitzen hat eine wesentliche Funktion bei der Temperaturregulation, d.h. Thermoregulation. Diese wird durch die Hormon-Schaltzentrale, den Hypothalamus im Gehirn kontrolliert und durch das sympathische Nervensystem vermittelt. Schwitzen und Hautfeuchtigkeit werden durch diesen Teil des neurovegetativen (autonomen) Nervensystems reguliert. Vermittelt werden die Impulse über kleinkalibrige Nervenfasern (Small Fibres) zu den Schweißdrüsen in der Haut. Natürlich haben eine ganze Reihe von Faktoren Einfluss auf die Hautfeuchtigkeit und das Schwitzen. Dazu gehören beispielsweise Lebensalter, Geschlecht, Klima oder Tageszeit. Verschiedene Medikamente nehmen Einfluss auf das Schwitzen und die Temperaturregulation.

Übermässiges Schwitzen als neurologisches Symptom

Das dauerhafte übermäßige Schwitzen, d.h. die Hyperhidrose kann infolge verschiedener Erkrankungen auftreten beispielsweise Störungen der Schilddrüsenfunktion, Infektionen, Tumorerkrankungen etc. Vermehrtes Schwitzen tritt unter anderem auch als Nebenwirkung medikamentöser Behandlungen (bspw. Psychopharmaka wie Neuroleptika, Trizyclika) auf. Das übermäßige Schwitzen kann entweder den ganzen Körper betreffen oder beschränkt sein auf Kopf, Rumpf. In seltenen Fällen ist das Schwitzen nur auf einer Körperseite ausgeprägt.

Zu den Auslösern plötzlichen Schwitzens gehören nicht nur eine hohe Umgebungstemperatur sondern auch psychische Anspannung, Emotionen, körperliche Aktivität und Mahlzeiten. So kann es zum Beispiel beim Essen zum Auftreten des Geschmacksschwitzens kommen. Ausgelöst durch bestimmte Speisen oder durch das Essen allgemein können die Betroffenen plötzlich stark, nicht nur im Bereich des Gesichts und Kopfes schwitzen. Das plötzliche Schwitzen kann den gesamten Körper betreffen.

Betroffene schwitzen nicht nur übermäßig viel sondern auch an Körperstellen, welche normalerweise selten in das Schwitzen einbezogen sind. Dazu gehören beispielsweise die Unterarme, Ober- und Unterschenkel oder die Kopfhaut. Infolge des übermäßigen Schwitzens kann es notwendig sein, mehrmals täglich oder auch nachts mehrfach die Bekleidung zu wechseln.

Fehlendes Schwitzen als neurologisches Symptom

Das verminderte aber auch fehlende Schwitzen, d.h. die Anhidrose kann zum Beispiel auftreten im Rahmen von Nerven-Erkrankungen wie den Polyneuropathien. Dazu gehören auch Erkrankungen des vegetativen (autonomen) Nervensystems und Erkrankungen der kleinkalibrigen Nervenfasern in der Haut, Small Fibre Neuropathien. Störungen des Schwitzens können im Rahmen neuromuskulärer Erkrankungen auftreten wie bestimmten Formen der pathologischen Muskelermüdbarkeit, Myasthenie aber auch bei neurodegenerative Erkrankungen des Gehirns wie beispielsweise der Parkinson-Erkrankung. Die Anhidrose bzw. das fehlende Schwitzen kann auch Folge medikamentöser Behandlung bspw. mit Anticholinergika sein. Infolge verminderten Schwitzens kann ein geringerer Schutz vor dem Überwärmen des Körpers bzw. auch eine Hitzeintoleranz bestehen.

Verschiedene Untersuchungsverfahren können helfen, eine Störung des Schwitzens nachzuweisen. Beispielsweise können Substanzen auf die Haut aufgetragen werden, welche im Kontakt mit Schweiß zu einem Farbumschlag führen. Anstelle dieser aufwendigen Methoden können inzwischen unterschiedliche Stimulationstests zur Frage nach einer Störung des Schwitzens angewendet werden.

Wir setzen als diagnostischen Standard beispielsweise einen elektrischen Stimulationstest an Händen und Füssen ein. Dieser schätzt die Reaktion der Schweißdrüsen auf einen elektrischen Reiz an Händen und Füssen ein. Die Antwortstärke auf den elektrischen Reiz wird anhand der Änderung des Hautwiderstands beurteilt. Mit einem weiteren Stimulationstest lassen sich die Antwortzeit und das Ausmaß der Schweißproduktion nach Stimulation an Armen und Beinen testen.

Ursachen und Behandlung

In der Behandlung übermäßigen Schwitzens, der Hyperhidrose spielt die Suche nach der Ursache der Störung eine wichtige Rolle. Stoffwechsel, Ernährung, Fieber oder Medikamenten-Nebenwirkungen bspw. zur Behandlung von Bluthochdruck oder Schmerzen können sehr kurzfristig zu vermehrtem Schwitzen führen. Sorgfältige Recherche und daraus abgeleitete individuelle Maßnahmen können rasch Linderung verschaffen. Aus der Untersuchung der Schilddrüsenfunktion, des Zuckerstoffwechsels, Blutbildes, hormoneller Veränderungen, können Ursachen vermehrten Schwitzens hervorgehen, die eine fachärztlich - internistische, endokrinologische oder onkologische Behandlung erfordern. Wenn die Störung der Schweißdrüsenfunktion Symptom einer Polyneuropathie ist, können weitere Störungen von Nervenfunktionen bestehen – wie bspw. Muskelschwäche, veränderte Berührungssensibilität oder Störungen der Koordinationsleistungen. Es können ebenso Organ-Funktionen wie die Herz-Kreislauf-Regulation, die Funktionen von Magen und Darm sowie die Blasenfunktion verändert sein.

Auch wenn keine auslösenden Faktoren wie Medikamente, Nahrungsinhalte oder psychische Stressfaktoren oder chronische Erkrankungen als Ursachen zu finden sind, gibt es eine Reihe von Massnahmen, mit welchen das Schwitzen eindämmt werden kann. Diese reichen von pflanzlichen Mitteln über lokale Anwendungen, Medikamente oder auch die Injektion von Botulinumtoxin. Die Auswahl der passenden Behandlung geschieht anhand des Ausmaßes, der Ursache der Hyperhidrose und nach Kenntnis möglicher Wechselwirkungen mit bereits vorbestehenden Medikamenten.

Es ist wichtig zu beachten, dass jede Person unterschiedlich auf verschiedene Behandlungen reagieren kann, und es kann einige Zeit und Anpassungen geben, um die beste Behandlung für jede Person zu finden.

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Prof. Dr. med. Christina Haubrich und Nina Salimi (Fachärztinnen für Neurologie)

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